Irgendwann tauchte bei mir der Wunsch auf meine Teleskopauszüge zu motorisieren um endlich auch bei hohen Vergrößerungen verwacklungsfrei fokussieren zu können. Allerdings waren mir alle käuflich erwerbbaren Möglichkeiten entweder zu schlecht oder zu teuer. Deshalb suchte ich nach einer soliden und einfach herzustellenden Lösung eines Fokusmotors.

Fast alle meine Teleskope haben einen Crayford oder Monorail Auszug von TS mit einer 1:10 Untersetzung. Diese arbeiten an sich verhältnismäßig gut und bieten durch die 1:10 Untersetzung eine gute Basis zur Motorisierung.

Nach einigen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen habe ich eine für mich absolut zufriedenstellende Lösung gefunden, welche ich hier vorstellen möchte.
Wie immer: der Nachbau ist natürlich erlaubt, jedoch auf eigene Gefahr und ohne Funktionsgarantie.

Die Bauteile:

Für den Bau des Antriebs benötigt man:

  • ein Winkeleisen mit den Seitenmassen 180mm x 55mm wie man es in fast jedem Baumarkt zur Kippsicherung von Schränken zu kaufen bekommt
  • eine Schlauchschelle 70 – 90mm, ebenfalls in fast jedem Baumarkt erhältlich
  • einen Schrittmotor Nema 17 mit 200 Schritten und einer Zahnriemenschiebe MXL ca. 15 Zähne, gabs mal 5 Stück für wenig Geld in der Bucht, einfach mal suchen! Der Schrittmotor sollte sich stromlos mit nur wenig Widerstand drehen lassen. Motoren, welche sich schwerer drehen lassen, haben zwar mehr Kraft, verursachen aber später mehr Vibrationen bei der Bewegung
  • einen Zahnriemen 912 MXL, ebenfalls in der Bucht erhältlich
  • einen 9 poligen D-SUB Stecker incl. Gehäuse. Hier kann aber auch eine andere Verbindung gewählt werden, jeder wie er will

Die Vorbereitungen

Ausgangspunkt der Metallbügel

Dieser Metallbügel muss nun bearbeitet werden bis er so aussieht:

bearbeiteter Metallbügel

im Grunde genommen ein wenig biegen, das Langloch aussägen, das Langloch in der Mitte ausfeilen und das ganze ablängen. Alles in allem keine große Arbeit. Man muss nur beachten, dass die Rundung gleich oder etwas grösser wird als die Rundung des Auszugs, an den der Antrieb einmal montiert werden soll, ist. Das Langloch in der Mitte muss so groß sein, dass später die Schlauchschelle hindurch passt. Wenn man fertig ist, kann man dem ganzen noch etwas Farbe spendieren.

Bügel fertig lackiert

Jetzt geht es an die Montage. Bevor der Motor an das Teleskop montiert werden kann, wird jedoch erst noch der passende Stecker an die Motorkabel montiert. Bei mir fiel irgendwann die Wahl für die Fokusmotorverbindung auf einen 9 poligen D-SUB Stecker. Dieser hat genügend Pole, ist preiswert und fest verschraubbar. Alle meine Teleskope haben diesen Stecker und sind daher problemlos tauschbar.
Dann wird, falls noch nicht geschehen, die Zahnriemenscheibe auf der Motorachse befestigt und der Motor an dem Bügel montiert. Anschließend kommt die Schlauchschelle durch das Langloch und das ganze kommt ans Teleskop

alle Teile vorbereiet

Der Anbau

Der Antrieb wir nun, wie auf dem Bild zu sehen ist, an den Auszug geschraubt. Dabei ist zu beachten, dass der Verschluss der Schlauchschelle auf dem Metallbügel aufliegt und nicht direkt auf dem Auszug. Auf diese Weise gibt es keine Kratzer am Auszug und man kann alles bei Bedarf wieder rückstandslos entfernen

fertig montierter Fokusmotor

Fazit

Es hat zwar einige Zeit und einige Fehlversuche gebraucht, bis ich diesen Motor so montiert hatte, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich kann jeden nur ermutigen sich eine elektronische Fokussierung zuzulegen. Ich habe mittlerweile drei Teleskope so ausgerüstet. Die Kosten pro Antrieb liegen bei ca. EUR 25,00 und so ein Teil lässt sich problemlos an einem Abend bauen.

Neben der verwacklungsfreien Fokussierung haben sich im Laufe der Zeit noch ein paar weitere Pluspunkte herausgestellt. So kann man ganz einfach bei Bedarf auch wieder auf die manuelle Fokussierung umstellen, indem man einfach den Riemen abzieht. Bei der Fotografie mit der DSLR hat sich gezeigt, dass der Auszug so immer positioniert bleibt und sich nicht selbstständig verstellen kann. Wie weiter oben schon geschrieben, kann man das ganze auch wieder komplett entfernen falls man das Teleskop einmal verkaufen will.